Praktikumsplätze für 180 Jugendliche aus Krisenregionen

Hamburg. Robel Tesfay hat 6 Monate gebraucht, um von Eritrea über Libyen bis nach Deutschland zu flüchten. „Mein Onkel hat mir das Geld für die Flucht gegeben“, erzählt Tesfay. „In Libyen konnte ich oft nur einmal am Tag essen“. In Hamburg hat er jetzt eine sichere Bleibe in einer Jugendwohnung.

Seine Flucht war riskant. „Angesichts des ungelösten Grenzstreits zwischen Äthiopien und Eritrea und des andauernden Grenzkonflikts mit Dschibuti bleibt die politische Lage angespannt. Vor Reisen in das Grenzgebiet zu Äthiopien und zu Dschibuti wird daher gewarnt“, so das Auswärtige Amt zur Lage in Eritrea. Nach Angaben der Uno sind bisher mehr als 360.000 Menschen nach Europa gekommen, auf der Flucht vor den gefährlichen Milizen. So auch Tesfay, der in seiner Heimat zehn Jahre lang zur Schule ging, angesichts des Bürgerkrieges aber vermutlich niemals eine Ausbildung hätte abschließen können.

Das Pilotprojekt Dualisierte Ausbildungsvorbereitung für Migranten (AV-M) schafft eine Ausnahme zu den bestehenden Gesetzen für Asylbewerber, die normalerweise nur in Ausnahmefällen während und nach der Schulzeit arbeiten dürfen. Es erlaubt minderjährigen und unbegleiteten Flüchtlingen eine von vier ausgewählten Schulen in Hamburg zu besuchen, welche Praktika bei Hamburger Unternehmen vermitteln. Wer einen Platz in dieser Maßnahme bekommt, muß nur dreimal pro Woche zur Schule und kann an zwei Tagen in seinem Praktikumsbetrieb arbeiten. Die beiden Eritreer Robel Tesfay und Merhawi Zerisenay machen ihr Praktikum bei den Elbtischlern. „Eigentlich ist in dem Projekt nur ein Schüler pro Betrieb vorgesehen, aber zu uns kam plötzlich ein zweiter Junge“, erzählt Boris Breiding, Geschäftsleiter und Miteigentümer der Hamburger Tischlerei Die Elbtischler. Zusammen mit dem Werkstattchef Jérémie Klockenbring kümmert er sich um die beiden. „Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ich einen von beiden nach dem Schulabschluss ausbilden könnte“, so Breiding.

Ob die beiden jugendlichen Flüchtlinge in Deutschland bleiben und sogar arbeiten dürfen, ist derzeit unklar. Das ist sehr Schade, da gerade der handwerkliche Bereich einen zunehmenden Mangel an qualifizierten und motivierten Kräften verzeichnet, so Elmar Wind, Schulleiter der Hamburger Schule G12, welche die beiden Jugendlichen besuchen.

Robel Tesfay könnte sich eine Zukunft als Tischler in Deutschland vorstellen

Tesfay und Zerisenay haben beide von ihrer praktischen Erfahrung bei den Elbtischlern profitiert. Tesfay gefällt das Tischlerhandwerk so sehr, dass er sich eine berufliche Laufbahn als Tischler vorstellen kann. Ein Praktikum wie dieses hat den beiden jungen Eritreern eine neue Chance zur Orientierung gegeben – ermöglicht durch die begrenzten Plätze des Projektes.